Lang lang ist es inzwischen schon wieder her, dass ich meiner Sunday Music Blogreihe einen Beitrag spendiert habe und obwohl ich in den letzten Wochen kaum Zeit dafür hatte, möchte ich das heute endlich einmal nachholen. Damit gewisse Themen auf diesem Blog nicht dazu verdammt sind, auszusterben. Während ich früher mit Vorliebe tiefgründig über hippe House Tracks oder chillige RnB Songs geschrieben habe, muss ich heute wohl eher kritische oder gar hämische Worte walten lassen. Stein des Anstoßes für den heutigen Sunday Music Beitrag sind zwei musikalische Ergüsse, die eher in die Kategorie Tiefflieger als Hit Kracher gehören. Sicherlich kennt jeder von uns noch dieses unsägliche Teenie Geschrei, welches Ende der 2000er mit "Ich muss durch den Monsun" die Musikcharts in Dauerschleife kaperte. Unter dem vielversprechenden Namen Tokio Hotel stürmten Gustav, Georg, Tom & Bill reihenweise die Herzen der kreischenden Meute. Beflügelt vom Rausch der Popularität wurde es irgendwann jedoch sehr still um das Quartett, was meines Erachtens nach nicht das Schlechteste war, denn das Verschwinden in der musikalischen Bedeutungslosigkeit hat die Kreisch-Kombo um Lead Sänger Bill herum nach Jahren der Abstinenz erneut auf den Plan gerufen. Und dazu muss ich heute dringend meinen unqualifizierten Senf ablassen. Sorry, aber es geht nicht anders.
Musikalische Tiefflieger in Reinkultur
Dass seit der Corona P(l)andemie die Showbranche nahezu still stand, ist sicherlich nichts Neues. Dass binnen kürzester Zeit allerdings vehement verlernt wurde wirklich hochwertigen, visuell ansprechenden Content zu produzieren, schon irgendwie. Als ich neulich erstmals seit gefühlt zwei Jahren wieder im Kino saß und mir Saw XYZ (Spiral) reinzog, war ich vom anspruchslosen Regie-Stil nebst langweiligem Inhalt ein wenig enttäuscht. Egal ob im Film,- oder Musikbusiness: Die Messlatte für niveauvollen Input scheint nach Corona unterirdische Werte anzunehmen. *räusper* Ich möchte mich weiß Gott nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber wenn ich sehe, was die sogenannten Künstler aktuell fabrizieren, bleibt mir fast eine meiner geknabberten Mandeln im Halse stecken. Unter dem Titel Here Comes The Night hudeldudelt sich Bill zwar nicht mehr in gewohnt kreischerischer Manier durch den Track, dafür aber umso nackter. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was schlimmer ist: Diese grottig gestochenen Tattoos, die im Takt des Beats wippen. Diese drei, vier jeweiligen Härchen um eine leicht unterentwickelte Männerbrust oder das Ohrenkrebs verursachende Geseier im EDM Style?
Schlimm genug, dass Tokio Hotel sich zurückgemeldet haben. Aber die eigentliche Frage, die sich mir beim Anblick des Videomaterials immer wieder aufdrängt ist: Wo soll Here Comes The Night ein Bandsong sein? Drei Minuten nackte Hühnerbrust in Diskografie (in dem Fall willkürlicher Aneinanderreihung langweiliger Song Phrasen) sind einfach zu viel des Guten & kontraproduktiv eine Band. Omnipräsent legt Bill den Fokus eine unfassbar lange Zeit auf sein selbstverliebtes Ich und während ich noch in Schockstarre verharre, frage ich mich unentwegt, warum sich dieser Kerl nicht einfach etwas anziehen kann? Ach ja, ich vergaß: Zum Klum´schen Hause gehörend wird nun einmal viel Wert auf nackte Haut gelegt. Quasi das unverkennbare Zugehörigkeitskriterium. Naja, wie dem auch sei. Nachdem ich diverse Lachkrämpfe beim Sichten der Screenshots für das Titelbild überstanden hatte, kam ich zu dem Entschluss, dass der neue Track der Band eine furchtbare Mischung aus EDM & Pop zu sein scheint, den man sich allenfalls einmal zu Gemüte führen kann & der nichts anderes als ein musikalischer Tiefflieger ist. Dass Tokio Hotel allerdings auch ein Jahrzehnt nach Stilllegung ihrer Karriere noch immer eine derart große Fanbase haben, finde ich faszinierend wie auch merkwürdig zugleich.
Bitte Bill, tue uns den Gefallen und zieh Dir um Gottes Willen etwas an. Dieses Elend kann man sich bei aller Liebe zur Musik echt nicht antun. Und was man sich auch nicht unbedingt antun muss, ist eine Symbiose aus Schlager & Deutschrap. Wie bitte? Ja, Ihr habt richtig gehört. Schlager Sternchen Vanessa Mai hat sich mit Rüpel Barde Sido zusammengetan, um nach Corona ganz mainstreamlike ein paar Eurönchen zu verdienen. Was ich von diesem Song halten soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Nur so viel: Er haut mich nicht vom Hocker. Bevor ich jedoch hier weiter schwadroniere, solltet Ihr Euch einfach ein eigenes Bild machen :)
Xoxo Eure
Quelle | Bildmaterial Youtube
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